Elektromobilität: Millionenziel für das Jahr 2020 bleibt realistisch
Das Ziel der Bundesregierung, wonach 2020 eine Million Elektrofahrzeuge auf Deutschlands Straßen fahren, ist weiterhin realistisch. Dies zeigt der „Fakten-Check Mobilität 3.0“ der Managementberatung Horváth & Partners, der jährlich aktualisiert wird.
Ende 2013 waren rund 14.700 Elektroautos in Deutschland zugelassen, davon 12.156 rein elektrisch. Dies entspricht einem Plus von fast 80 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Unter Beibehaltung der Wachstumsgeschwindigkeit der letzten drei Jahre würden im Jahr 2020 knapp 900.000 Elektrofahrzeuge im deutschen Bestand sein.
Unter Elektroautos versteht Horváth & Partners jene Fahrzeuge, welche über extern zugefügten Strom oder Wasserstoff elektrisch fahren können, also rein batteriegetriebene Fahrzeuge, Plug-In-Hybride, Elektrofahrzeuge mit Range Extender sowie Fahrzeuge mit Brennstoffzellen.
Positiv stimmt die Berater neben den tatsächlichen Verkaufszahlen die Entwicklung einiger relevanter Treibergrößen der Elektromobilität. „Besonders bemerkenswert ist der Rückgang der Batteriepreise“ so Studienleiter Dr. Oliver Greiner, Partner bei Horváth & Partners. „Die Automobilindustrie kalkuliert heute schon mit Werten, die noch vor drei Jahren erst für das Jahr 2020 vorhergesagt wurden. Dies spiegelt sich bereits in fallenden Preisaufschlägen für Elektroautos wider.“
Auch die zunehmende Modellvielfalt dürfte die Nachfrage ankurbeln. Während Elektromobilinteressierte in Deutschland 2011 gerade mal aus fünf Modellen wählen konnten, standen 2013 bereits 18 Modelle zur Auswahl. 2014 werden es ca. 25 Modelle sein. „Am Markt für Elektromobile zeichnen sich bereits Pioniere und Nachzügler ab“ stellt Heiko Fink, Automobilexperte bei Horváth & Partners, fest. „Letztere müssen aufpassen, kein negatives Image in Bezug auf ihr E-Mobility-Engagement zu bekommen.“
Als kritisch für auf das Erreichen des Millionenziels betrachten die Experten von Horváth & Partners dagegen die aktuelle Entwicklung der Energiekosten und der Ladestationen.
Für 100 km müssen Fahrer von Elektroautos zwar ca. dreimal weniger Energiekosten zahlen als Fahrer von konventionellen Fahrzeugen. Höhere Strompreise, günstigere Benzinpreise und effizientere Verbrennungsmotoren haben aber 2013 den Abstand zu Gunsten konventioneller Antriebe verringert. Der Faktor lag 2013 nicht mehr bei 3,4 wie noch im Vorjahr, sondern bei ca. 2,8. Die Berater gehen davon aus, dass ab einem Faktor von 4 ein massives Umdenken in Richtung Elektromobilität erfolgt. Dann würden die Benzinkosten für 100 km die Stromkosten um 75 Prozent übersteigen.
Die Anzahl öffentlicher Ladestationen hat sich 2013 auf ca. 4.500 fast verdoppelt, doch ist diese Entwicklung in den Augen der Studienautoren nicht ausreichend. „Das Problem ist: Aus Sicht der Energieversorger ist der Ausbau der Ladeinfrastruktur weiterhin kein attraktives Geschäftsmodell. Wenn es hier nicht zu einer Veränderung kommt, werden wir 2020 kaum mehr als 50.000 öffentliche Ladesäulen in Deutschland haben“, fürchtet Energieversorgungsexperte Matthias Deeg von Horváth & Partners. Die Nationale Plattform Elektromobilität (NPE) sowie die Europäische Union sehen einen Bedarf von ca. 150.000 öffentlichen Ladestationen in Deutschland.
„Einen wesentlichen Beitrag zur Beschleunigung der Elektromobilität in Deutschland könnten staatlich geförderte Kaufanreize darstellen, wie sie teilweise in anderen Ländern üblich sind. Diese bestimmen nicht, ob die Elektromobilität in Deutschland kommt oder nicht, sondern nur, in welcher Stärke und zu welchem Zeitpunkt“, ist Studienleiter Dr. Oliver Greiner überzeugt. Aktuell bestünde offensichtlich die Präferenz, die Durchsetzung der Elektromobilität insbesondere den Marktkräften zu überlassen.
(Quelle: www.horvath-partners.com)